Immer mehr Hotels in Griechenland stehen vor dem finanziellen Aus

Obwohl die griechische Tourismusindustrie derzeit einen Rekord an ausländischen Besuchern verzeichnet, droht Hunderten von Hotels die Schließung. Während in einigen Regionen Hunderte von Betten fehlen, lässt sich in anderen kaum ein Tourist blicken.

Schätzungen gehen davon aus, dass dieses Jahr etwa 17 Millionen Urlauber nach Griechenland kommen, die dem Land ca. 11 Milliarden Euro einbringen. Doch wie kommt es dann, dass etwa 80 Prozent der griechischen Hotels vor dem finanziellen Aus stehen.

Der Markt bewegt sich unterschiedlich schnell

Nach Auskunft des Präsidenten der griechischen Hotelkammer lässt sich der griechische Hotelmarkt in drei Bereiche einteilen. Die größte Zahl der ausländischen Touristen teilt sich auf rund 2.000 Hotels auf, wobei besonders die Unterkünfte in Kreta, Rhodos, Kos oder Chalkidiki eine hohe Nachfrage verzeichnen. Es handelt sich dabei in erster Linie um größere Hotelketten, die mit den europäischen Reiseveranstaltern zusammenarbeiten. Ein gemischtes Bild zeigt sich in Regionen wie Mykonos und Korfu, wo es neben ausgelasteten Hotels auch jede Menge leere Hotels gibt. Das Schlusslicht bilden die Gegenden des Festlandes sowie die Region von Nordgriechenland. Hier sind die Hotels kaum ausgelastet und müssen deshalb um ihr Fortbestehen fürchten.

Oleander in Griechenland

Mangel an Kapital und niedrige Preise

Aufgrund der geringen Nachfrage bieten viele Hotels ihre Zimmer zu Schnäppchenpreisen an. Gleichzeitig verfügen jedoch nur die wenigsten Hoteliers über ausreichend Kapital, um diese Phase zu überbrücken. Der Zugang zu den Banken ist vielen Unternehmern aufgrund der landesweiten Krise verschlossen. Eine Umfrage unter Hotelbesitzern hat ergeben, dass sogar schuldenfreie Hotels keine Bankgarantien mehr erhalten. Diese wären jedoch dringend erforderlich, um sich beispielsweise an den Ausschreibungen der Veranstalter zu beteiligen. So dürfte es nicht mehr allzu lange dauern, bis ein Großteil der kleinen und mittleren Hotels in Griechenland schließen müssen und damit Tausende Menschen arbeitslos werden.

Hoteliers verlangen Lösungen

Aus Sorge vor der Schließung fordern viele Hotels von der Regierung, für entsprechende Lösungen zu sorgen. So wird beispielsweise gefordert, die Schattenwirtschaft im griechischen Tourismus stärker zu bekämpfen. Bedingt durch die Krise und den Verlust des Arbeitsplatzes vermieten viele Griechen ihre Wohnung unter der Hand an Touristen. So kommt es, dass beispielsweise in Chania die Zahl ausländischer Gäste um 30 Prozent die Hotelübernachtungen jedoch nur um 15 Prozent gestiegen sind. Dabei werden die zusätzlichen Einnahmen weder deklariert noch versteuert.

Strand in Blau

Durch stärkere Kontrollen möchten die griechischen Finanzbehörden diesen privaten Vermietungen nur Einhalt gebieten. Besonders in den hochpreisigen Urlaubsregionen werden nun verstärkt Wohnungen hinsichtlich einer unerlaubten Vermietung überprüft.

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Neues Reformpaket der griechischen Regierung

Auch vor dem Hintergrund, dass einige Teilbereiche der griechischen Verwaltung stark unterbesetzt sind – hiervon vor allem am meisten betroffen sind das Justizministerium sowie die Steuerbehörden – wurde Ende April diesen Jahres eine Reduzierung der Anzahl griechischer Beamten durch die Regierung beschlossen.

Nicht zuletzt die Steuerbehörden sollen durch eine Erhöhung der Anzahl seiner Steuerinspekteure die desolate Situation des Staates verbessern und die Kontrollen erleichtern. Ein nicht leicht zu bewältigender Akt vor dem Hintergrund der Vorgaben seiner Geldgeber.

Das neue Reformpaket der griechischen Regierung sieht zunächst einmal vor, dass 1500 seiner im Dienst stehenden Beamten noch in diesem Jahr entlassen werden sollen. Betroffen hiervon sind erstrangig jene, welche durch fragliche Einstellungsverfahren zu Ihrem Posten kamen, sowie jene, denen bereits ein Verfahren wegen Bestechlichkeit anhaftet und deren Schuld bewiesen wurde.

 8,8 Milliarden stehen auf dem Spiel

Die Regierung hat sich durch einen Parlamentsbeschluss zur Einhaltung ihrer Sparpolitik verpflichtet 15.000 seines insgesamt 209.000 in den Ministerien beschäftigten Beamten bis Ende 2014 zu entlassen. Der Beschluss wurde mit einer Mehrheit von 168 zu 123 Stimmen angenommen. Das als Troika bekannte Finanzkonsortium aus Europäischer Union, Internationalem Währungsfonds (IWF) und der Europäischen Zentralbank (EZB) wird unter Einhaltung der geforderten Maßnahmen einen Gesamtbetrag von 8,8 Mio. Euro zur Verfügung stellen. Bis Ende 2015 ist die Maßgabe, dass Griechenland seinen Verwaltungsapparat auf 150.000 Angestellte in den Ministerien reduziert.

 Euro Greece

Im Zuge der Parlamentssitzung kam es vor dem Gebäude zu Demonstrationen mit rund 800 Beteiligten. Dortige Stimmen fordern statt der Entlassung der Beamten die der Regierung, die augenscheinlich für die Situation Griechenlands verantwortlich gemacht wird. Es wird der Regierung in diesem Zuge vorgeworfen gegen geltendes Recht zu verstoßen, da Beamte nicht entlassen werden können. Dem hält die Regierung entgegen, dass die Entlassungen durchaus rechts-konform sind, sobald die Planstellen bedingt durch eine Auflösung der entsprechenden Behörde geschieht.

Dass diese Maßnahmen Wirkung zeigen werden darüber ist man sich einig, wenn man bedenkt, seit wie viel Jahren eine Art von Vetternwirtschaft betrieben wird, indem immer wieder griechischen Bürgen Stellen im Dienste des Staates zugeschanzt werden. Insgesamt soll der griechische Staat mehr als 750.000 Beamte beschäftigen und das bei einer Gesamteinwohnerzahl von 11 Mio.

Weiterhin besteht allerdings Einigkeit darüber, dass die vereinbarten Maßnahmen nicht zielgerichtet und konkret genug durchgeführt werden. Beispiele hierfür sind Beamte, die sich bereits in den Jahren 2001 und 2003 Ihrer vorgeworfenen Straftaten schuldig bekannt haben, allerdings immer noch im Staatsdienst verweilen – bei vollem Gehalt versteht sich.

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